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An dieser Utopie partizipiert das Softbook in keiner Weise. Wie beim Hardbook ist der Leser mit dem Buch allein; die Kommunikation verläuft über einen ausformulierten Text, in den der Leser nicht eingreifen kann. Man darf in Jack Londons Sea Wolf, wenn der Gutachter richtig verstanden hat, zwar nach Belieben mit dem Stift herumschmieren, auch eigene leere Seiten mit klugen Kommentaren füllen und Exzerpte markieren. Aber löschen lassen sich nur diese Hinzufügungen; kein einziger Satz des Buchtextes selbst. Das Softbook (und seine Variationen) führt, wenn ich richtig verstehe, mit dem Buch auch die strikte Trennung zwischen Leser und Schreiber wieder ein, auf die Dauer der Lektüre. Was der Leser später aus der Lektüre macht, wie er sie nacherzählt, auswertet, vergißt - wie daraus ein ganz anderes Buch entsteht, das geht weder in das traditionelle Hardbook noch jetzt das Softbook unmittelbar ein. Auf die Dauer der Lektüre ist der Leser mit dem Buch allein; und daß er sich beim Schreiber des Buches rückmelden weder kann noch muß, kennzeichnet die besonderen Gelegenheiten des Lesens. Weshalb man das Lesen von Büchern als Königsweg der Individuation bezeichnet hat. Jeder Leser kann sich erinnern, wie das Kind, das anfängt zu lesen, sich damit dem Zugriff von Vater, Mutter, Geschwistern, auch dem Zugriff der Peers unwiderruflich entzieht. Neben dem Lügen ist das Lesen in der Kindheit die unauffälligste Form, sich selbständig zu machen. |
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