Zwar finden sich also Hinweise, wie ich als Autor ein Softbook
produzieren und mich in das entsprechende Network einschalten kann,
doch geht es vor allem um Lesen.
Wenn ich richtig verstehe, ist damit die ursprüngliche Utopie, von der
all diese Gerätschaften inspiriert waren, aufgegeben: Jeder Empfänger
ist ein Sender und umgekehrt; niemand braucht in der Passivität der
Lektüre zu verharren, jeder kann sogleich zur Aktivität des Schreibens
übergehen. Eine Utopie, die schon andere Kommunikationstechnologien
besiedelt hatten (bei Brecht bekanntlich das Radio). Und zugleich eine
Utopie, die vor allem den Wünschen des jungen Autors entspricht. Denn
den jungen Autor charakterisiert zu allererst nicht der Wunsch, zu schreiben
- Gedichte, Romane, Theaterstücke - was den jungen Autor vor allem quält
(wirklich: quält), das ist der Wunsch zu publizieren, die Sehnsucht
nach Veröffentlichung. Eine längere Beschäftigung mit den Leserbriefen
an die Zeitungen hat mich mal zu dem Ergebnis gebracht: Alle wollen
bloß schreiben, keiner will lesen. So muß man die Akzente bei jener
Utopie also umgruppieren. Statt ,,jeder Empfänger zugleich ein Sender"
muß es heißen ,,wo Empfänger war, soll Sender werden". Wo Leser, da
Schreiber.
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